Achtsamkeitstraining


Mehr "Achtsamkeit" schützt vor Stress und Überforderung ?

Draußen zwitschern die Vögel, die Sonne spielt auf den Blättern großer alter Bäume, und jenseits unseres Alltagsbewusstsein können wir erahnen, ob und wie ein Achtsamkeitstraining unsere Persönlichkeit und unseren Berufsalltag verändern könnte.


"Achtsamkeit" ist zum Modethema geworden, in der Wirtschaft sowohl als auch in der Wissenschaft. Meditative Methoden, welche vor paar Jahren wohl als Esoterik abgetan wurden, werden zunehmend im Labor erforscht und als Mittel zur Persönlichkeitsschulung ernst genommen.

Selbst hochrangige Professoren treten mittlerweile auf Konferenzen auf, die der Dalai Lama initiiert und arbeiten an Kontemplationsforschung.  Aufgeschreckt durch eine massive Zunahme von Burnout und psychische Erkrankungen passt Achtsamkeit zum Zeitgeist – auch in Unternehmen setzen immer mehr Firmen auf Stressbewältigung. Wer unter steigendem Arbeitsdruck, digitaler Informationsflut und ständigem Zwang zu Multitasking leidet, braucht schließlich ein gutes geistiges Selbstmanagement.  

Stille.

Einfach einmal nichts tun und das eigene Denken beobachten – schon beim Gedanken daran wird so manchem ganz seltsam.

Jacketts werden abgelegt, hochhackige Schuhe ausgezogen, Gürtel gelockert. Anfangs rutscht man noch nervös auf seinem Meditationskissen herum, erst nach einiger Zeit senkt sich Stille über die Gruppe.

Doch von wegen Ruhe im Kopf. 

In der äußeren Stille merkt man erst, was für ein Lärm im Oberstübchen herrscht, wie die Gedanken dahinrasen und unaufhörlich von einem Thema zum anderen hüpfen. Unser Geist arbeitet ständig, aber wir sind uns nur selten bewusst, was er gerade tut. Schauen Sie zu, wie die eigenen Gedanken wandern – ohne sie zur Ruhe zwingen zu wollen.

Pause.

Achtsamkeit heißt einfach: beobachten, was jetzt gerade geschieht, ohne es zu bewerten. UND gerade diese Praxis scheint nicht so einfach zu sein :-)

Also leichter gesagt als getan. Unser Gehirn ist darauf getrimmt, alle Gedanken, Situationen oder Begegnungen postwendend zu bewerten: Mag ich sie oder nicht? Sind sie interessant oder langweilig, wünschenswert oder widerlich? Dieser Reflex hilft, die Vielfalt der auf uns einstürmenden Eindrücke zu ordnen und schnelle Entscheidungen zu treffen; zugleich aber schränkt er unsere Wahrnehmungsfähigkeit ein, zementiert Denkgewohnheiten und lässt uns Neues oder Ungewohntes mitunter schlicht übersehen.

Das Konzept der Achtsamkeit birgt daher, seinem sanften Namen zum Trotz, eine radikale Aufforderung: Nicht den vertrauten Denkreflexen nachgeben! Auch Altbekanntes immer wieder neu und vorurteilslos betrachten. Wenn man das stetige Gedankenkreisen loslässt, hält man sich nicht ständig mit Vergangenem auf oder verliert sich in Zukunftsvisionen, sondern ist in der Gegenwart präsent.

Dass dies heilsame Wirkungen haben kann, wissen Mediziner und Psychotherapeuten schon länger. Achtsamkeitsbasierte Methoden sind mittlerweile in der Therapie von Stresserkrankungen enorm populär. Denn die erste Voraussetzung zur Bewältigung von Stress ist zunächst die aufmerksame Wahrnehmung der eigenen Reaktionsmuster. Ähnliches gilt für den Umgang mit chronischen Schmerzen. Und bei Depressionen hilft insbesondere die Gegenwartszentrierung, jene fatalen "Grübelschleifen" zu durchbrechen, die sonst immer tiefer in die Depression hineinführen.